Auf meinem Reiseblog soll es auch um Socken gehen. Denn die erzählen auch eine Geschichte – eine Entstehungsgeschichte auf einer Reise, die in Griechenland auf einer kleinen Insel namens Andros beginnt.
Das erste Paar Socken sollte den nationalen Farben Griechenlands entsprechen. Also Blau und Weiß, wie die kleinen weißen Würfelhäuser mit ihren blauen Türen und Fensterläden oder Kirchen in Weiß mit blauen Kuppeldächern, oder Azurblau wie das Meer, der blaue Himmel und die kleinen Kumuluswölkchen.

Aber woher bekommt man die passende Wolle auf einer kleinen Insel? Ich machte mich auf in die Hauptstadt von Andros – Chora. Und tatsächlich in der Fussgängerpassage fand ich einen klitzekleinen Handarbeitsladen. Die hatten da zwar keine Sockenwolle, aber blaue und weiße Wolle.

Die erste Socke war schnell gestrickt. Das Muster – frei Schnauze. Ich machte mir gar keine Gedanken darüber, ob die Wolle reichen würde oder nicht.
Aber schon nach der ersten Socke merkte ich, dass das Blau für Nr. 2 nicht reichen würde.
Also begab ich mich nochmals nach Chora. Aber leider keine blaue Wolle mehr vorrätig. Die nächste Lieferung kommt vielleicht Ende des Monats. Da bin ich schon in Venedig und suche nach neuen Motiven.
Was also tun? Ich verstrickte die gesamte Wolle, auch weiß, aber es sollte nicht reichen.
Was macht man nun mit so einem Paar? Warten bis es weitergestrickt werden kann? Einfach aufhören? Ich warte ab, vielleicht läuft mir die passende Wolle irgendwo über den Weg und das Paar kann vollendet werden.
Symbolisch steht hier wohl auch das harte Leben auf so einer Insel, die nur per Fähre erreicht werden kann. Ein Leben voller Entbehrungen. Wie muss das hier wohl vor 100 Jahren ausgesehen haben?
Irgendwann wird die Geschichte der unvollendeten Socke weitergehen. Solange bleibt sie ein unvollendetes Kunststück. Und frieren muss ich auch nicht, denn es ist noch warm hier und Socken braucht man allenfalls abends, wenn man draußen auf der Terrasse sitzt.




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