Mein nächstes Ziel der Südeuropareise soll Venedig sein. Ich war noch nie in Venezia, und noch vor ca. 2 Jahren hätten mich keine 10 Pferde hierher bekommen. Nach meiner Bangkok Erfahrung vor 6 Jahren habe ich mir das so vorgestellt: stinkende Kanäle, alles eng, viel zu wenig Platz, Menschen über Menschen. Und nach Andros eine solche Erfahrung machen?! Ich weiß nicht. Aber alle schwärmen von Venedig. Also sollte ich es mir auch mal antun. Und ich bereue es überhaupt nicht. Und nach und mit Corona legen ja auch keine Kreuzfahrtschiffe mehr direkt in Venedig an, sondern weit weg im stinkenden Industriegebiet.
Ich war an diesem Wochenende mal nicht allein unterwegs. Alexander kam auf ein langes Wochenende. So trafen wir uns Freitagabend am letzten Oktoberwochenende in einem B&B (Airbnb) in der Nähe von Venedig.
Während der Landung sah ich schon, dass da eine ganze andere Welt auf mich wartete. Es gibt keine Autostraßen, sondern Wasserstraßen, auf denen die Boote wie auf der Straße entlang bretterten. Ich war etwas früher als Alex in Venedig und konnte nach einer chaotischen Busfahrt vom Flughafen zum Hotel die Lage in Venedig checken. Und ich war angenehm überrascht: gar nicht so viele Touris. Allerdings befand ich mich noch nicht am Hotspot Markusplatz oder Rialtobrücke. Ich genoss die Gässchen und Kanäle, die alten fast verfallenen Häuser entlang der Kanäle. Es war wie im Film: Ich stehe auf einem Brückchen und der Gondoliere führt die Gondel den Kanal entlang zum Canale Grande. Dort war das Treiben schon weitaus verrückter. Der Canale Grande voller Boote und Gondeln, sogar ein Ambulanzboot mit Tatütata verschaffte sich Vorfahrt wie auf der Straße. Bis zur Rialtobrücke bin ich gekommen, suchte mir eine kleine Pizzaria, in der ich meinen ersten Espresso trank. Darauf habe ich ja so gewartet. Italienischer Espresso!!










Meine Uhr zeigte schon 10 000 Schritte an – Ziel für heute erreicht! Just in dem Moment meldete sich auch mein Fuß. Wie komme ich zurück zum Hotel? Wassertaxi bis zur Bushaltestelle? Oder doch laufen? Entscheide mich fürs Laufen, denn auf den Booten stand man zu eng zusammen. Muss heutzutage nicht sein. Nach einer wiederum chaotischen Fahrt mit dem Bus, in dem die Stationen nicht angesagt oder angezeigt werden, auch an manchen Stationen nicht einmal angehalten wird, wenn man nicht auf die Stoptaste drückt, kam ich am Hotel an und freute mich auf Alexander.
Am Samstag / Sonntag sah es dann schon ganz anders aus in der Stadt der Gondeln, Brückchen, Rollerkoffer. Die Italiener hatten ein langes Wochenende. Am Montag (1. November) wird auch Allerheiligen begangen. Und das spürte man. Im Vergleich zum Freitag war die Stadt wesentlich voller. In einigen engen Gassen ging es ganz langsam voran, eng auf eng. Vorsichtshalber setzte ich mir meine Mascherina auf. Da das Wetter laut App nur am Samstag schön sein sollte, entschieden wir uns, am Samstag alles draußen zu machen und am Sonntag Museen zu besuchen. Wir gingen den gesamten Weg vom Vortag ab, diesmal bis zum Markusplatz und fuhren mit der Vaporette (Boot) Nr. 12 nach Burano – einer Insel in allen Farben. Auch hier waren eine ganze Menge Menschen. Und wir suchten uns die Seitenwege, weg von den Touristenshops, genossen die farbigen Häuser – pink, lila, gelb, grün, blau, rot, die im Sonnenlicht so richtig schön leuchteten. Und hier gönnte ich mir den obligatorischen Apporol Sprizz, den in Venedig alle Touris trinken müssen. Überall sieht man dieses Orange auf den Tischen. Und ich dachte mir, in der bunten Stadt passt das doch ganz gut.












Wir nutzen in Venedig, um mit den öffentliche Verkehrsmitteln voranzukommen die AVM App, mit der man Tickets für alle Verkehrsmittel kaufen kann. Die hat uns einige Kopfschmerzen bereitet, weil deren Funktionen nicht ganz eindeutig waren. So passierte es, dass wir die Bigletti nicht validieren konnten, oder nur eine entwerteten, die andere nicht und wir auch mal schwarz fuhren. Hat uns niemand kontrolliert zum Glück.
Am Sonntag – zu Halloween – die Stadt der Verkleideten mit Rollkoffer oder Hund. Merkwürdig, es waren erstaunlich viele Hunde mit unterwegs. Die armen Tiere in diesem Gedrängel.



Wie geplant ging es am Sonntag in die Museen. Wir nahmen uns das Leonardi da Vinci Museum vor. Eine Sammlung von Exponaten, die dieser schlaue Kopf sich ausgedacht hat: von einer Säge bis zu einem Panzer. Das ganze Museum war interaktiv angelegt.

Für den Markusdom haben wir keine Tickets bekommen. Für den Dogenpalast nutzten wir die Onlinevorbestellung, angeblich nach dem Motto: Skip the line. Doch was für ein Beschiss!!! Auch mit vorher gekauften Tickets mussten wir uns an eine 200 m lange Schlange anstellen. Die Impfpässe wurden kontrolliert, die Tickets und dann noch ein Sicherheitscheck. Hätten wir die Tickets vor Ort gekauft, wären wir schneller drin gewesen und hätten weniger bezahlt. Und im Palast hieß es dann auch ANSTELLEN. Die Rucksäcke mussten abgegeben werden. Die wurden in eine Riesenplastiktüte gesteckt, die dann im Anschluss weggeschmissen wurde. Greta hätte ihre Freude. Der Dogenpalast selbst bestand aus der einen Hälfte aus riesigen Prunksälen und der anderen aus Kerkern. Meine Güte muss es im Mittelalter viele Verbrecher gegeben haben. Alcatraz ist gar nichts dagegen.







Das Wetter spielte auch am Sonntag noch einmal mit. So konnten wir unseren letzten Venedig Abend am Wasser an der Rialtobrücke verbringen, leckere italienische Küche genießen. An uns zogen kleine Gespenster vorbei. Ein letzter Blick auf den Canale Grande. Wir kommen sicher noch einmal.



Am Montag -es regnete- ging dann wieder jeder seiner Wege: Alexander flog zurück nach Berlin und ich setzte die Reise fort nach Sizilien, wieder mit ein paar Bauchschmerzen und einem komischen Gefühl so allein ins Unwettergebiet. In Sizilien gab es letzte Woche einen Hurrikan.😯
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