Ich komme mal wieder nicht hinterher. Mein Kopf dreht sich und eigentlich benötige ich eine Pause. Was ist da wieder in mich gefahren? Ich wollte die angehängten Tage auf Teneriffa doch eigentlich für Strand und Entspannung nutzen?! Und es ist das Gegenteil eingetreten. Auf der online Suche nach einem Surfkurs stieß ich auf das: Geheimer…

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Los Gigantes – der Name ist Programm / The name says it all

Ich komme mal wieder nicht hinterher. Mein Kopf dreht sich und eigentlich benötige ich eine Pause. Was ist da wieder in mich gefahren? Ich wollte die angehängten Tage auf Teneriffa doch eigentlich für Strand und Entspannung nutzen?! Und es ist das Gegenteil eingetreten. Auf der online Suche nach einem Surfkurs stieß ich auf das: Geheimer Weg durch die Klippen von Los Gigantes. Zwei Wörter stecken darin, die mich verführten. Und ich brauche nicht erklären welche. Es dauerte nur wenige Sekunden und ich hatte diese Entdeckung gebucht.

Once again, I can’t keep up. My head is spinning and I really need a break. What has got into me again? I wanted to use the days I spent on Tenerife for the beach and relaxation? And the opposite happened. While searching online for a surf course, I came across this: Secret path through the cliffs of Los Gigantes. There were two words in it that seduced me. And I don’t need to explain which. It only took a few seconds and I had booked this discovery.

Ca. 40 min Autofahrt von hier bis Puerto de Santiago, am Tor dieser gigantischen Landschaft – Treffpunkt mit Alex, dem Guide und Luka aus Serbien. Wir sind zu dritt und ich die einzige Frau und gefühlt doppelt so alt wie die beiden Jungs. Aber das sehe ich nicht als Nachteil. Und Angst vor Schlappmachen und Hinterherlaufen habe ich schon lange nicht mehr. Sie müssen auf mich warten und können mich nicht allein herumirren lassen.

About 40 min drive from here to Puerto de Santiago, at the gate of this gigantic landscape – meeting point with Alex, the guide and Luka from Serbia. There are three of us and I am the only woman and feel twice as old as the two boys. But I don’t see that as a disadvantage. And I haven’t been afraid of falling asleep and running after them for a long time. They have to wait for me and can’t let me wander around alone.

Es beginnt schon mal sehr spektakulär – Geheimer Weg! Wir stiegen über eine Absperrung und waren mitten drin, auf dem Abenteuerspielplatz. Alex versorgte uns mit Helmen, die wir schon im ersten Stück tragen mussten, und später auch mit Kopflampen für die Tunnel. Es ging oberhalb der Klippen entlang, mal rauf mal runter, über ‚rolling stones‘ (Alex‘ Warnung vor rutschigen Wegen). An der einen oder anderen ‚Hotelsuite‘ (kleine Felshöhlen) machten wir einen Stopp, um die Aussicht zu genießen, Fotos zu machen. Es war gigantisch, aufregend, Nerv kitzelnd. Es kribbelte im Bauch. Meine Mundwinkel waren bis an den Ohren und ich spürte förmlich, wie das Adrenalin in die Adern schoss.

It starts off very spectacularly – secret path! We climbed over a barrier and were in the middle of it, in the adventure playground. Alex provided us with helmets, which we had to wear for the first part, and later with headlamps for the tunnels. We walked along the cliffs, sometimes up, sometimes down, over rolling stones (Alex’s warning about slippery paths). We stopped at one or the other ‚hotel suite‘ (small rock caves) to enjoy the view, to take photos. It was gigantic, exciting, nerve tickling. My stomach was tingling. The corners of my mouth were up to my ears and I could literally feel the adrenaline pumping through my veins.

Vor uns ging ein junger Asiate mit Handy und versuchte, den geheimen Weg, den es auf keiner Karte gibt, zu finden. Alex vermutete ganz richtig, dass er nicht weitkommen würde und schickte ihn wieder nach Hause. Während wir den ersten Aufstieg zum geheimen Tunnel durch den Berg nahmen. Nochmal zurückschauen. Tschüss Welt, ich gehe jetzt in die Unterwelt. Man konnte aber schon das Licht am Ende des Tunnels sehen. Ich schätzte 400 m. Weit daneben gelegen – 1080 m. Neben uns floss Wasser in einer Art Levada und später dann durch Rohre. Der Tunnel wurde wohl extra dafür angelegt.

Ahead of us walked a young Asian man with a mobile phone, trying to find the secret path that does not exist on any map. Alex guessed quite correctly that he wouldn’t get far and sent him home again. While we took the first climb to the secret tunnel through the mountain. Looking back again. Bye world, I’m going to the underworld now. But you could already see the light at the end of the tunnel. I estimated 400 m. Far off the mark – 1080 m. Next to us, water flowed in a kind of levada and then later through pipes. The tunnel was probably built especially for this purpose.

Wir traten aus dem Tunnel und waren mitten in der Wildnis, in der Sonne. Helme konnten wir jetzt absetzen. Es ging weiter hinauf. Wir waren auf Level 2 und mussten bis Level 4. Alex zeigte uns anhand der Linien auf dem Vulkangestein, wo das ungefähr ist. Ach lieber nicht hinschauen. Der Weg war anstrengend und steil genug. Wir werden es schon schaffen. Und offensichtlich hatte man Vertrauen in meine Kräfte. Den Rest erledigte das Adrenalin. Nur schön schauen, wo ich die Füße hinsetze und wo ich mich festhalten kann. Es roch fantastisch nach Jasmin, war aber keiner. Irgendeine andere Pflanze betörte meine Sinne. Nach ca einer Stunde erreichten wir ein altes Lager, in dem die Tunnelarbeiter früher gelebt haben. Es war alles noch da: Tisch, Bänke, Bett. Für verrückte Bergwanderer gedacht, die den Weg nicht zurück finden. Wir fütterten ein paar Geckos mit Bananen und Rosinen. Außer diesen sahen wir wilde Ziegen am Berg herumklettern und einen Falken seine Runden ziehen.

We stepped out of the tunnel and were in the middle of the wilderness, in the sun. We could take off our helmets now. We continued to climb. We were on level 2 and had to get to level 4. Alex showed us roughly where that was by the lines on the volcanic rock. Better not to look. The path was strenuous and steep enough. We’ll make it. And obviously they had confidence in my strength. The adrenalin did the rest. Just look where I put my feet and where I can hold on. It smelled fantastically of jasmine, but it wasn’t. Some other plant beguiled my senses. After about an hour we reached an old camp where the tunnel workers used to live. Everything was still there: table, benches, bed. Intended for crazy mountain hikers who can’t find their way back. We fed some geckos with bananas and sultanas. Apart from these, we saw wild goats climbing around the mountain and a hawk doing its rounds.

Auf Level 3 1/2 erreichten wir Tunnel No. 2. Wir haben es fast geschafft. Aber erst einmal Picknick. Alex brachte uns Sandwiches und Saft mit. Gestärkt ging es ins letzte Level: TUNNEL. Helm auf, Lampe an. Und diesmal Escape Room mäßig – es sind Aufgaben zu lösen, bevor ihr hier wieder rauskommt. An der Tunnelwand erschienen Zahlen, die wir uns merken sollten und versuchten, den Sinn dahinter zu verstehen: 578, 478, 378, … dann plötzlich 1277 … Also Meterangaben sind das nicht, dass wäre ja zu leicht. Kann sich dann also nur um Zeit handeln. Genau! Die erste Zahl steht für Monat, die beiden letzten für das Jahr. Bis dahin wurde der Tunnel im Mai 78 gegraben. Gut gemacht! Und nun noch eine Mutprobe. Lampe aus! Oh nein. Es war stockfinster. Man sah seine Hand vor den Augen nicht mehr. Man konnte nur noch fühlen. Und gefühlt waren es 10 min in Dunkelheit. Wer macht die Lampe als Erster wieder an???? Ich nicht. Ich will nicht als Loser dastehen. Alex gab das Signal, die Lampen wieder anzuschalten. Der zweite Tunnel ist 1800m lang. Kam mir diesmal länger vor. Vielleicht weil kein Licht zu sehen war, oder weil wir zu lange mit den Aufgaben beschäftigt waren. Der Adrenalinspiegel blieb aber noch weiter oben.

On level 3 1/2 we reached Tunnel No. 2. We almost made it. But first we had a picnic. Alex brought us sandwiches and juice. Strengthened, we went into the last level: TUNNEL. Helmet on, lamp on. And this time Escape Room-like – there are tasks to solve before you get out again. Numbers appeared on the tunnel wall, which we had to remember and try to understand the meaning behind them: 578, 478, 378, … then suddenly 1277 … So these are not metres, that would be too easy. So it can only be a question of time. Exactly! The first number stands for the month, the last two for the year. By then, the tunnel had been dug in May 78. Well done! And now, a test of courage. Lamp off! Oh no. It was pitch black. You could no longer see your hand in front of your eyes. You could only feel. And it felt like 10 minutes in your darkness. Who will be the first to turn the lamp back on? ???? Not me. I don’t want to look like a loser. Alex gave the signal to switch the lamps back on. The second tunnel is 1800m long. Seemed longer this time. Maybe because there was no light, or because we were too long with the tasks. But the adrenaline level stayed even higher.

Erst als wir aus dem Tunnel wieder heraustraten, hatte uns die Zivilisation wieder. Wir standen fast mitten im Dorf. In der Entfernung konnten wir den Startpunkt sehen. Noch ein paar Meter und wir waren auf Level 4, wo uns Alex‘ Frau Elena glücklicherweise mit dem Auto abholte. Wir mussten nicht mit dem Helicopter zurückgebracht werden. Wir haben uns nicht verlaufen.

Only when we emerged from the tunnel again did civilisation have us back. We were almost in the middle of the village. In the distance we could see the starting point. A few more metres and we were on level 4, where Alex’s wife Elena fortunately picked us up by car. We didn’t need to be brought back by helicopter. We did not get lost.

Ich bin so dankbar und glücklich, an dieser Expedition teilgenommen zu haben. Ich danke Alex und Elena für ihre Gastfreundschaft und ihr Vertrauen in meine Kräfte. Das tat mir so gut und ich bin wieder an einem Punkt, wo ich nicht weiß, wie das noch zu toppen ist. Danke Alex für die tollen Fotos, die du von uns gemacht hast, die ich so nie hinbekommen hätte. Danke Luka, dass du hinter mir ausgehalten hast. Ich hoffe, ich habe euch beide nicht zu sehr behindert. Ich kann das Adrenalin immer noch spüren. Ich wünsche Alex und Elena alles Gute und drücke euch beide, denke an euch gerade in dieser schrecklichen Zeit. (Sie sind aus der Ukraine.) Und Luka, dir wünsche ich eine spannende Zeit auf Teneriffa.

I am so grateful and happy to have been part of this expedition. I thank Alex and Elena for their hospitality and their confidence in my strength. It did me so much good and I’m at a point again where I don’t know how to top that. Thank you Alex for the great photos you took of us that I could never have managed. Thank you Luka for sticking it out behind me. I hope I didn’t hinder you both too much. I can still feel the adrenaline. I wish Alex and Elena all the best and give you both a hug, thinking of you right now at this terrible time. (They are from Ukraine.) And Luka, I wish you an exciting time in Tenerife.

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