Gestern habe ich mich noch gefragt, warum ich mir die Azoren eigentlich antue. Warum habe ich nicht gleich einen Flieger nach Athen genommen? Ich war so verärgert, ich hätte heulen können. Wieso gibt es hier in der Woche nur zwei schöne Tage und warum hält sich das Wetter nicht an die Vierjahreszeiten-Regel?! Yesterday I was…

By

Wolkenspaziergang und heißer Dampf am Ribeira Grande / Walk in the cloud and hot vapour on the shores of Ribeira Grande

Gestern habe ich mich noch gefragt, warum ich mir die Azoren eigentlich antue. Warum habe ich nicht gleich einen Flieger nach Athen genommen? Ich war so verärgert, ich hätte heulen können. Wieso gibt es hier in der Woche nur zwei schöne Tage und warum hält sich das Wetter nicht an die Vierjahreszeiten-Regel?!

Yesterday I was still asking myself why I was going to the Azores. Why didn’t I just take a plane to Athens? I was so annoyed, I could have cried. Why are there only two nice days a week here and why doesn’t the weather stick to the four-season rule?!

Am 1. Juni ist meterologischer Sommeranfang. Hier scheinbar nicht. Ich wurde wieder mit November-Sturm-und-Nebel Wetter bestraft. Und das obwohl am Morgen ein wunderschöner Regenbogen Besseres versprach… Keine Ahnung und keine Geduld, denn ich habe nur noch ein paar Tage bis ich von hier abreise. Und nicht nur das! Es geht nach Hause. Mein Ausjahr neigt sich dem Ende zu. Ich muss langsam wieder in Schuldimensionen denken. Deshalb ist jeder Tag bis auf das kleinste Detail durchgeplant. Es gibt keine Freiräume und ich lass mich auch nicht auf Kompromisse ein. Lehrer! Schuldimensionen!

On 1 June is the meterological beginning of summer. Apparently not here. I was punished again with November storm-and-fog weather. And that although a beautiful rainbow in the morning promised better… No idea and no patience, because I only have a few more days until I leave here. And not only that! It’s off home. My off-year is coming to an end. I have to start thinking in school dimensions again. That’s why every day is planned down to the smallest detail. There is no room for manoeuvre and I don’t compromise. Teacher! School dimensions!

So ging es gestern auf eine 20-k Wanderung um die Caldeira von Sete Cidades. Eine der bekanntesten Wanderrouten auf den ganzen Azoren mit einem paradiesischen Ausblick auf mehrere Kraterseen Lagoa Azul, Canarias, Santiago, Verde. Leider habe ich davon nicht sehr viel gesehen, denn es wurde wie gesagt ein 20 km Spaziergang durch die Wolke. Ich konnte gerade mal meine Füße sehen und ärgerte mich tierisch über mich –  wie Annalena Bärbock über ihre Fehler. Mein Fehler war, dass ich einfach unflexibel war. Warum muss ich auch ausgerechnet an einem solchen Nebeltag versuchen, die Sete Cidades zu erobern? Vielleicht lag es auch an meiner Hoffnung auf die Vierjahreszeiten-Regel. 20 Kilometer laufen sich nicht in einer Stunde weg. In fünf Stunden kann doch viel passieren… Dachte ich. Leider passierte nichts und ich sah nichts. Ich muss mich dann wohl mit dem Blick auf der Postkarte begnügen.

So yesterday I went on a 20-k hike around the Caldeira of Sete Cidades. One of the most famous hiking routes in the entire Azores with a paradisiacal view of several crater lakes Lagoa Azul, Canarias, Santiago, Verde. Unfortunately, I didn’t see very much of it, because, as I said, it became a 20 km walk through the cloud. I could just see my feet and was annoyed with myself – like Annalena Bärbock with her mistakes. My mistake was that I was simply inflexible. Why do I have to try to conquer the Sete Cidades on such a foggy day of all days? Perhaps it was also due to my hope in the four-season rule. 20 kilometres don’t run away in an hour. A lot can happen in five hours… I thought. Unfortunately, nothing happened and I saw nothing. I guess I’ll have to be content with the view on the postcard.

Und dann kam einfach noch hinzu, dass der ganze Weg auch nicht sehr spannend war. Keine Treppen, Leitern, umgekippte Bäume, kein Matsch, Schlamm… Nur breiter ungefährliche Feldweg, auf dem man im Nebel nur aufpassen musste, dass man nicht vom Traktor überfahren oder von den Kühen überrannt wird. Bis auf ein uraltes Aquadukt und dem Lago Canarias habe ich nichts sehen können. Wenigstens das. Und wenigstens hat es nicht in Strömen geregnet und ich bin einigermaßen trocken geblieben. Ich war nicht die einzige Unglückliche. Vielen Wanderern ging es ähnlich.  Das nennt man einfach Pech und die Hoffnung auf besseres Wetter stirbt auch zuletzt.

And then there was simply the fact that the whole path was not very exciting either. No stairs, no ladders, no fallen trees, no mud, no muddy… Just a wide, harmless dirt road where you had to be careful in the fog not to get run over by a tractor or cows. Apart from an ancient aquaduct and Lago Canarias, I couldn’t see anything. At least that. And at least it wasn’t pouring with rain and I stayed reasonably dry. I was not the only unfortunate one. Many hikers had a similar experience. That’s just bad luck, and hope for better weather also dies last.

Und so sollte es auch sein. Tag 3 auf Sao Miguel war ein Sonnentag, kein Regen, keine 4 Jahreszeiten. Sonne!!! Ich war noch ein bisschen kaputt von den 22 km und suchte mir was zur Entspannung aus: Ribeira Grande oder auch Rio Grande auf Sao Miguel-isch. 7 km ging es bergauf und bergab durch wechselhafte Landschaft, entlang der heißen Quellen. Aus den Löchern dampfte es überall und roch etwas nach Schwefel. So habe ich das auch noch nicht erlebt. Mitten im Wald dampft es aus den Löchern, die aussahen wie Hasenhöhlen. Oder raucht da heimlich Mr. Rabbit? Dann sind hier alle Hasen nikotinsüchtig. Die Tour ging am Fluss entlang und die Landschaft wechselte ständig: über gerade Straße, durch die Wiesen, durch den Wald, auf Rohren entlang, über Blechbrücken und Brücken, von denen man nicht dachte, dass diese noch halten. An Levadas entlang zu einem Wasserkraftwerk. Wie gut die es hier haben?! Die Menschen hier brauchen kein Gas und Öl für die Heizung. Haben ja genug Wasser und das ist auch noch warm. Ich kletterte über Baumstämme und watete durch Pfützen, Bäche – und das bei Sonnenschein. Kurz: Ich war wieder guter Dinge. Lächeln war zurück. Ich ärgerte mich auch nicht mehr über diese blöde Sete Cidades. Am Wasserfall Salto Cabrito legte ich eine längere Pause ein und beobachtete eine Canyoning Gruppe beim Abseilen. Genau das habe ich auch vor. In ein paar Tagen. Alles mitnehmen, was noch geht!!!  

And that’s how it should be. Day 3 on Sao Miguel was a sunny day, no rain, no 4 seasons. Sun!!! I was still a bit knackered from the 22 km and chose something to relax: Ribeira Grande or Rio Grande in Sao Miguel-ese. It was 7 km uphill and downhill through a changeable landscape, along the hot springs. From the holes it steamed everywhere and smelled a bit like sulphur. I have never experienced it like this before. In the middle of the forest, it steams out of holes that look like rabbit burrows. Or is Mr Rabbit secretly smoking there? Then all the rabbits here are addicted to nicotine. The tour went along the river and the landscape changed constantly: over straight road, through the meadows, through the forest, along pipes, over tin bridges and bridges that you didn’t think would still hold. Along levadas to a hydroelectric power station. How good they have it here! The people here don’t need gas and oil for heating. They have enough water and it is still warm. I climbed over tree trunks and waded through puddles and streams – in the sunshine. In short: I was in good spirits again. Smiles were back. I was also no longer annoyed about that stupid Sete Cidades. At the Salto Cabrio waterfall, I took a longer break and watched a canyoning group abseiling. That’s exactly what I plan to do. In a few days. Take everything with me that is still possible!!! 

Und zum Abschluss belohnte ich mich mit einem Bad in den Caldeiras – Thermen. Für 3 Euro kann man eine Stunde lang im warmen Wasser liegen und entspannen. Man wird warm, ohne etwas zu tun. Ich wurde richtig müde bei 39 °C Wassertemperatur. Wie Langzeit-Sauna, oder wie zu Hause Sonntagabend-Wellness in der Badewanne. Es fehlte nur jemand, der die kalten Getränke reicht…

And finally, I rewarded myself with a bath in the Caldeiras – thermal baths. For 3 euros, you can lie in the warm water for an hour and relax. You get warm without doing anything. I got really tired at 39 °C water temperature. Like long-term sauna, or like Sunday evening wellness in the bathtub at home. The only thing missing was someone to hand out the cold drinks…

Das waren nun die ersten Tage in Aktion auf Sao Miguel. So verschieden. Azorenhoch?! Bah, das ich nicht lache. Habe ich aufgegeben zu suchen. Lass mich einfach überraschen. Und wenn die Wolke noch so dicht ist, dann ärgere ich mich ein bisschen und am nächsten Tag ist schon wieder alles vergessen. Und morgen sind die Arme dran. Beine haben Ruhepause.

These were the first days in action on Sao Miguel. So different. Azores high?! Bah, don’t make me laugh. I’ve given up looking. Just let me be surprised. And if the cloud is still so thick, then I get a bit annoyed and the next day everything is forgotten again. And tomorrow it’s the arms. Legs have a rest.

Hinterlasse einen Kommentar