Wie komme ich erneut zu diesem tollen Eis der Eismanufaktur Pretzsch? Diese Frage beschäftigte mich das ganze Wochenende, als ich meine nächste Biketour entlang der Elbe plante. Aber ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte, es führte kein Weg / keine Bahn nach Pretzsch. Ich hätte den gleichen Weg noch einmal nehmen müssen, um dann nach Torgau zu kommen. Doch noch einmal dieselbe Tour? Soviel Kraft und Schweiß für einen Augenblick des Eisgenusses war es mir dann doch nicht wert und beschloss, die nächste Etappe des Elberadwegs in Torgau zu beginnen. Innerhalb von zwei Stunden und ein Mal Umsteigen ist man mit der Bahn in Torgau.
How do I get this great ice cream from the Pretzsch ice cream factory again? This question was on my mind all weekend as I planned my next bike tour along the Elbe. But I could turn it around however I wanted, there was no way / no train to Pretzsch. I would have had to take the same route again to get to Torgau. But the same route again? It wasn’t worth all that energy and sweat for a moment of ice cream enjoyment, so I decided to start the next stage of the Elbe Cycle Path in Torgau. It only takes two hours and one change of trains to get to Torgau.


Ziel soll Strehla sein – ca 50 km. Ich beginne linksseitig. Torgau bis Belgern. Dort mit der Fähre auf die rechte Seite, bis Strehla und nochmal mit Fähre wieder auf die linke Seite. Unterkunft habe ich in der Jugendherberge Strehla gebucht, in der ich vor 40 Jahren auf Klassenfahrt war. Da schließt sich mal wieder ein Kreis. In diesem Fall zu unserem 40jährigen Abitur-Klassentreffen vor wenigen Wochen. Ich bin ganz gespannt, was mich dort heute erwarten wird. Wahrscheinlich ist es nicht wieder zu erkennen.
The destination is Strehla – about 50 km. I start on the left. Torgau to Belgern. There I take the ferry to the right side, to Strehla and again by ferry to the left side. I’ve booked accommodation at Strehla Youth Hostel, where I went on a school trip 40 years ago. Once again, we’ve come full circle. In this case to our 40-year high school reunion a few weeks ago. I’m really excited to see what awaits me there today. It will probably be unrecognizable.
Zunächst sollte man aber den Wetterbericht checken. Ist gar nicht so einfach. Mal soll es Regen geben, dann wieder nicht, dann doch usw. Ich fahre trotzdem los. Packe für jedes Wetter etwas ein. Und es blieb den ganzen Tag sehr sonnig.
But first you should check the weather forecast. It’s not that easy. Sometimes it’s supposed to rain, then it doesn’t, then it does and so on. I set off anyway. I pack something for all weathers. And it stayed very sunny all day.
Doch wo hat es mich hier hinverschlagen?! Die Landschaft idyllisch, die Wege meist flach. Wind kam zum größten Teil von hinten. Welch Glück! Aber um so tiefer man in den Osten kommt, um so ländlicher es wird, wird es leider auch sehr rückschrittlich. Hier ist man wütend, verärgert, enttäuscht. Abgehangen vom Rest der Welt. Die Wahlwerbung zur Landtagswahl zeugt am ehesten davon: Freie Sachsen, NPD, Aufbruch deutscher Patrioten, AfD-Fahnen in den Vorgärten. Die Sprüche volksverhetzend, böse, gefährlich. Ich möchte sie hier nicht wiederholen. In den Orten selbst gibt es nichts – keinen Konsum, um sich mal schnell ein Eis zu kaufen, keine Schule mehr, keine Kneipe, … kläffende Hunde. In den größeren Orten wie Belgern stehen Geschäfte leer, Häuser zu verkaufen, das Café an der Elbe bis auf weiteres geschlossen. Ich hatte mich schon so sehr auf das Eis und auf einen Cappuccino gefreut. Dafür musste ich nun in die Stadt Belgern hineinfahren. Auf dem Marktplatz, der auch in der Woche tot war, fand sich ein Eiscafé, in dem auch nur ein paar Radler vom Elberadweg zu finden waren. Die Attraktion dieser Stadt? Der Roland am Rathaus. Oder doch das Storchennest?
But where did I end up here? The landscape was idyllic, the paths mostly flat. Most of the wind came from behind. What luck! But the deeper you get into the east, the more rural it gets, the more regressive it unfortunately becomes. People here are angry, annoyed, disappointed. They are disconnected from the rest of the world. The election advertising for the state elections is the best evidence of this: Free Saxony, NPD, Aufbruch deutscher Patrioten, AfD flags in front gardens. The slogans are inciting, evil, dangerous. I don’t want to repeat them here. There is nothing in the towns themselves – no shops to buy a quick ice cream, no school, no pub, … yapping dogs. In the larger towns like Belgern, stores are empty, houses for sale, the café on the Elbe closed until further notice. I had been so looking forward to the ice cream and a cappuccino. Instead, I had to drive into the town of Belgern. On the market square, which was also dead during the week, there was an ice cream parlor where only a few cyclists from the Elbe cycle path could be found. The attraction of this town? The Roland at the town hall. Or the stork’s nest?


























Auf der rechten Seite der Elbe wiederholte sich das Spektakel. Hier gab es aber einige Attraktionen zu erkunden, wie die erste Radfahrerkirche in Weßnig, Schloss Martinskirchen, das Kloster Marienstern in Mühlberg.
The spectacle was repeated on the right bank of the Elbe. However, there were a few attractions to explore here, such as the first cyclists‘ church in Weßnig, Martinskirchen Castle and Marienstern Monastery in Mühlberg.

















Der Elberadweg selbst wurde von Komoot als sehr schwierig eingestuft. Bis zur Fähre Belgern fand ich es sehr angenehm, aber auf der östlichen Seite verstand ich warum. Sehr viele Kilometer gingen über übelstes Kopfsteinpflaster. Kam mir kurz vor wie eine Rennfahrerin auf der Strecke Paris – Roubaix. Mein Popo meldete sich, meine Oberschenkel brannten. Die Landschaft führte nur an Feldern vorbei, auf dem die Traktoren eine Staubwolke hinter sich herzogen. Und mitten drin: Störche auf der Suche nach etwas Essbarem. Die ließen sich vom lautesten Traktor nicht stören. Unglaublich!
The Elbe cycle path itself was classified as very difficult by Komoot. I found it very pleasant up to the Belgern ferry, but on the eastern side I understood why. Many kilometers went over the worst cobblestones. I briefly felt like a racer on the Paris – Roubaix route. My bottom was aching, my thighs were burning. The landscape led past fields where tractors trailed a cloud of dust behind them. And in the middle of it all: storks looking for something to eat. They weren’t bothered by the loudest tractor. Unbelievable!



Die letzten Kilometer zogen sich. Wie immer. Wie froh war ich, dass endlich die Fähre nach Strehla in Sicht war. Der Fährmann setzte nur wegen mir über. Keiner wollte nach Strehla. Er war auch ganz erstaunt, dass ich so allein ohne Angst unterwegs bin. Hmm, ich bin eben furchtlos. Auch im tiefsten Osten umzingelt von böser Wahlwerbung.
The last few kilometers dragged on. As always. I was so glad that the ferry to Strehla was finally in sight. The ferryman only crossed because of me. No one wanted to go to Strehla. He was also amazed that I was traveling alone without fear. Hmm, I’m just fearless. Even in the far east, surrounded by nasty election advertising.



In Strehla musste ich den Turbogang einlegen. Zur Jugendherberge geht es steil bergauf, durch die Stadt durch, am Marktplatz vorbei. Ich habe wenige Erinnerungen an Strehla – meist in schwarz-weiß – grau. Und auch heute noch dominiert die Farbe grau. Auch wenn das Schloss hübsch saniert wurde. Traurig, verlassen, grau, wie bereits oben beschrieben.
I had to shift into turbo gear in Strehla. It’s a steep uphill to the youth hostel, through the town, past the market square. I have few memories of Strehla – mostly in black and white – gray. And the color grey still dominates today. Even though the castle has been beautifully renovated. Sad, deserted, gray, as described above.
In der Jugendherberge, befindlich in einer Windmühle, hat sich so einiges getan und ist auf den ersten Blick nicht wiederzuerkennen. Zu mindestens von innen. Im Mühlenraum wurde eine Decke eingezogen. Die Zimmer haben alle eine Dusche und WC. Aus den 6er Zimmern wurden 4er-Zimmer. Und ich landete allein in einem solchen. Wenn es nicht sogar das gleiche Zimmer wie vor 40 Jahren war. Doppelstockbetten sind geblieben. Die Wände hauchdünn, man hört alles.
The youth hostel, located in a windmill, has undergone a lot of changes and is unrecognizable at first glance. At least from the inside. A ceiling has been installed in the mill room. The rooms all have a shower and WC. The 6-bed rooms have become 4-bed rooms. And I ended up alone in one of them. If it wasn’t the same room as 40 years ago. Double bunk beds have remained. The walls are wafer-thin, you can hear everything.





Ich verbringe den Rest des Tages im Nixenbad, 300 m von der Herberge entfernt. Ein Freibad – Spaßbad mit Rutsche, Fontänen, Whirlpool. Ich ziehe ein paar Runden, meide den Rutsch- und Spaßbadteil. Da wurde mir einfach zu viel rumgespritzt und es war zu laut. Eine willkommene Abkühlung nach 50 km im Sattel. Am Ende des Tages machte ich noch einen Abstecher zum Nixenstein an der Elbe. Und nun musste ich mich wirklich beeilen, trocken zurück in die Herberge zu kommen. Ein Gewitter vom Feinsten zog auf.
I spend the rest of the day at the swimming pool Nixenbad, 300 meters from the hostel. An outdoor pool – fun pool with slide, fountains, whirlpool. I do a few laps, avoiding the slide and fun pool section. There was just too much splashing around and it was too loud. A welcome cool-down after 50 km in the saddle. At the end of the day, I made a detour to the Nixenstein (similar to Mermaid in Copenhagen) on the Elbe. And now I really had to hurry to get back to the hostel dry. A thunderstorm of the finest kind was approaching.







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