Mir gehen langsam die Titel meiner Blogposts aus. Einiges erlebe ich doppelt – aber anders. Neues kommt hinzu. Und doch ist alles intensiver. Was ist anders? Ich kann es mit jemandem unmittelbar teilen. Tag 2 auf dieser unglaublichen Insel. Andrea überlässt mir ein bisschen die Führung, weil ich mich hier auskenne. Und was muss als…

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Mir verschlug es den Atem 2.0

Mir gehen langsam die Titel meiner Blogposts aus.

Einiges erlebe ich doppelt – aber anders. Neues kommt hinzu. Und doch ist alles intensiver.

Was ist anders? Ich kann es mit jemandem unmittelbar teilen.

Tag 2 auf dieser unglaublichen Insel.

Andrea überlässt mir ein bisschen die Führung, weil ich mich hier auskenne. Und was muss als Erstes auf unserer Expedition kommen? Natürlich Dos d’Âne im Cirque de Mafatte. Zunächst eine kleine Wanderung zum Cap Noir – mit dieser fantastischen Aussicht auf die schroffen, grünen Berge. Dieses Bild, das sich in meinem Kopf festgesetzt hat! Ein Foto davon hängt in meinem Arbeitszimmer. Aber was ist schon ein Foto? Ich musste es Andrea zeigen. Ich musste es unbedingt wiedersehen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück brachen wir auf – wahrscheinlich viel zu spät. Eine schwarze Wolke hing über uns und setzte sich am Berg fest. Wir fuhren trotzdem. Man weiß ja nie. Die Strecke führte über La Possession, den Ort, in dem ich vor drei Jahren war. Wir quälten den kleinen Hyundai unzählige steile Serpentinen hinauf zum Dos d’Âne. Das Wetter änderte sich leider nicht. Die Wolke blieb.

Am Einstieg in den Rundweg die erste Warnung: Steinschlag vor zwei Jahren – mit Foto vom Kiosque Cap Noir, von dem nicht mehr viel übrig blieb. Der Weg ist gesperrt. Man kann nur den oberen Pfad hinauf zum Roche Verre Bouteille nehmen. Aber was bedeutet das Schild? Die Franzosen ignorieren es – wie immer. Und wieder: Wären wir hier allein gewesen, hätten wir wohl umgedreht.

Uns kamen Scharen von Menschen entgegen. Es ist Sonntag, und trotz des Nebels ließ man sich nicht davon abbringen, den Rundweg sogar mit kleinen Kindern zu gehen. Im Reiseführer ist er als schwer ausgezeichnet: Es geht über Stock und Stein, Eisenleitern rauf und runter. Teilweise sind sogar Seile am Felsen zum Festhalten gespannt. Ich konnte mich daran gar nicht mehr erinnern – wahrscheinlich war ich damals so unter Adrenalin, dass mir das gar nicht auffiel.

Auf dem ersten Stück erblickten wir durch den Nebel hin und wieder Teile des Cirques. Und am eigentlichen Aussichtspunkt bot sich uns ein Schauspiel im wahrsten Sinne des Wortes: Der Vorhang geht auf – die Berge werden sichtbar. Der Vorhang geht zu. Zweiter Akt, und so weiter. Es hat sich also doch gelohnt. Etwas anders als vor drei Jahren, aber dennoch genauso schön.

Wir kraxeln zum Felsen Roche Verre Bouteille hinauf und erblicken sogar einige Tuit-Tuit – endemische Vögelchen, die es nur hier gibt. Wir bleiben stehen, sobald es etwas zu sehen gibt, und genießen das Spektakel in mehreren Akten.

Oben auf dem Felsen allerdings gab es kaum noch etwas zu sehen. Gespenstisch ging es im Nebel über den Grat, dann wieder hinab durch den verhangenen Wald. Aus dem Tal drang coole Musik – irgendwo wurde gefeiert.

Eigentlich sollten wir es noch einmal versuchen. Vielleicht etwas früher, bevor die Wolken aufziehen.

Im Regen ging es die zahlreichen Serpentinen hinab – bis an den Strand von L’Hermitage, der in der Sonne lag. Hinter uns die fette Wolke.

Am Sonntag ist auch hier viel los. Autos parken überall, Regeln gibt es keine. Wir stellen uns auf den erstbesten Grünstreifen und laufen den Rest zum schönsten Strand Réunions.

Whoa, was ist hier denn los?

Unter den Filao-Bäumen versammeln sich Familien und Freunde zum Picknick. Überall Hängematten in den Bäumen, Campingtische und Stühle. Es wird gekocht, Kinder spielen Fußball. Wir suchen uns ein Plätzchen am Wasser, freuen uns und können es kaum fassen.

Das Meer ist seicht, denn eine Lagune verhindert, dass die Wellen ungebremst auf den Strand krachen. Hinter der Lagune sehen wir, wie sich teilweise Monsterwellen aufbauen und auf das Riff schlagen. Einige schaffen es bis zum Strand. Es wird gekreischt und gelacht, wenn die eine oder andere überraschend die gerade gebauten Sandburgen zerstört. Das Wasser ist fantastisch – nicht so warm wie im Januar. Obst und Getränke werden gegen ein kleines Entgelt geliefert.

Auf dem Rückweg laufen wir die Strandpromenade von L’Hermitage entlang, auf der merkwürdigerweise am Sonntag alles schläft. Die Sonne geht langsam unter, das Licht taucht alles in warme Farben. Passend dazu: Musik aus dicken, fetten Beatboxen. Man müsste eigentlich einfach hier sitzen bleiben und warten, bis der Feuerball ins Meer fällt.

Das genießen wir später auf der Terrasse unserer Unterkunft. Bald setzen wir uns mit unserem Proviant an den Strand von L’Hermitage und machen kitschige Fotos vom Sonnenuntergang.

Liebe Leser, es ist gerade 7 Uhr. Ich bin schon wach, weil die Hähne seit 5 Uhr Spektakel machen. Ich blicke von meinem Bett aufs Meer und frage mich, welche Abenteuer der Tag uns heute schenkt.

Bis bald.

It simply took my breath away 2.0

I’m slowly running out of titles for my blog posts.

Some things I experience twice — but differently. New ones are added. And yet, everything feels more intense.

What’s different? I can share it with someone directly.

Day 2 on this incredible island.

Andrea lets me take the lead a bit since I know my way around here. And what has to come first on our expedition? Of course, Dos d’Âne in the Cirque de Mafatte. First, a short hike to Cap Noir — with that fantastic view of the rugged green mountains. That image that’s etched in my mind! A photo of it hangs in my study. But what’s a photo compared to the real thing? I had to show it to Andrea. I just had to see it again.

After a long breakfast, we set off — probably way too late. A dark cloud hung over us, clinging to the mountain. We went anyway. You never know. The road led through La Possession, the place where I stayed three years ago. We pushed the little Hyundai endlessly up steep serpentine roads to Dos d’Âne. Unfortunately, the weather didn’t change. The cloud stayed.

At the trailhead, the first warning: a rockfall two years ago — with a photo of the Kiosque Cap Noir, of which not much remained. The trail was closed. Only the upper path to Roche Verre Bouteille was open. But what does that sign really mean? The French ignore it — as always. And again: had we been alone, we probably would have turned back.

Crowds of people were coming towards us. It was Sunday, and despite the fog, nobody was discouraged — even families with small children took the trail. The guidebook even rates it as difficult: climbing over rocks and roots, up and down iron ladders. In some spots, ropes are strung along the rock face for support. I couldn’t even remember that. Probably because I was running on adrenaline back then and didn’t notice.

On the first stretch, we caught glimpses of the Cirque through the fog. And at the actual viewpoint, we were treated to a show in every sense of the word: the curtain opens — the mountains appear. The curtain closes. Second act, and so on. So yes, it was worth it. A little different from three years ago, but just as beautiful.

We scrambled up to the Roche Verre Bouteille and even spotted a few Tuit-Tuit — tiny endemic birds that exist only here. We stopped whenever there was something to see and enjoyed the spectacle unfolding in several acts.

At the top, however, there wasn’t much left to see. Shrouded in fog, we crossed the ridge and descended again through the misty forest. From the valley below came cool music — somewhere, someone was celebrating.

We really should try it again. Maybe a little earlier, before the clouds roll in.

In the rain, we drove back down the countless serpentine roads — to the beach at L’Hermitage, which lay bathed in sunshine. Behind us, the fat cloud lingered.

Sundays are busy here too. Cars parked everywhere, no rules. We pulled over onto the first patch of grass we found and walked the rest of the way to the most beautiful beach on Réunion.

Whoa, what’s going on here?

Under the filao trees, families and friends gather for picnics. Hammocks hang between the trees, camping tables and chairs everywhere. Food is cooking, kids are playing soccer. We found a spot by the water, grinning in disbelief.

The sea is shallow here — a lagoon keeps the waves from crashing directly onto the shore. Beyond the lagoon, we could see monster waves forming and breaking on the reef. Some of them even reached the beach. There was shrieking and laughter whenever one of them unexpectedly destroyed a freshly built sandcastle. The water was fantastic — not as warm as in January. Fruit and drinks were delivered for a small fee.

On the way back, we walked along the L’Hermitage promenade, which, oddly enough, was completely asleep on this Sunday afternoon. The sun was setting, bathing everything in warm light. Fittingly: music from big, booming speakers. You could just sit there and wait for the fiery ball to drop into the sea.

We enjoyed that later on the terrace of our guesthouse. Soon after, we took our provisions down to the beach at L’Hermitage and took some wonderfully kitschy sunset photos.

Dear readers, it’s 7 a.m. I’ve been awake since five because the roosters have been putting on quite a show. From my bed, I can see the sea and wonder what adventures today will bring.

See you soon.

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