Heute mal ohne Wanderstiefel und Rucksack. Wir wollten endlich einmal die nähere Umgebung erkunden – den Ort Colimaçon kennen wir noch gar nicht richtig, und in St. Leu waren wir ebenfalls noch nicht. Ein kleines Frühstück gönnten wir uns auf dem Vorplatz des Friedhofs, wo mehrere Stände aufgebaut sind: Obst, Gemüse, allerlei Kleinigkeiten, eine Pizzeria…

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Mal ohne Rucksack durchs Paradies

Heute mal ohne Wanderstiefel und Rucksack.

Wir wollten endlich einmal die nähere Umgebung erkunden – den Ort Colimaçon kennen wir noch gar nicht richtig, und in St. Leu waren wir ebenfalls noch nicht.

Ein kleines Frühstück gönnten wir uns auf dem Vorplatz des Friedhofs, wo mehrere Stände aufgebaut sind: Obst, Gemüse, allerlei Kleinigkeiten, eine Pizzeria und eine Imbissbude. Der Platz wirkt etwas heruntergekommen, hat aber seinen Charme – und sogar ein Klo. Wenn nicht gerade Rauchschwaden einer privaten Müllverbrennung über ihn ziehen, kann man sich dort richtig wohlfühlen.

Ein Kaffee und ein Pain au chocolat (Schokobrötchen) reichen uns, um den Tag zu beginnen und die Gegend zu erkunden. Die Sonne scheint.

Zuerst der Friedhof. Immer wieder faszinierend, wie in verschiedenen Ländern die Toten geehrt werden. Hier auf Réunion hat jede Familie eine eingefasste Grabstätte. Unglaublich, wie farbenfroh der Friedhof ist! Und die Pflanzen wachsen und wuchern – sogar Basilikum, Rosmarin und andere Kräuter. Ein paar Plastikblumen gibt es auch, aber insgesamt sind die Gräber wie kleine Gärten. Es gibt sogar einen separaten Friedhofsteil, der einer einzigen Familie gehört: der Famille Chateauvieux, über die man noch Genaueres erfahren kann.

Wir durchqueren den Friedhof und kommen zu einer kleinen Steinkirche, die für Besucher offensteht. Über ihr kreisen unzählige Paraglider. Ich wundere mich, dass sie sich bei so vielen nicht gegenseitig in die Quere kommen …

Die Kirche selbst ist ein echtes Kleinod: wunderschöne Fenstergemälde, hell und schlicht, gar nicht so kitschig, wie man es in Frankreich manchmal erlebt.

Neben der Kirche liegt der Botanische Garten von Réunion – Mascarin – der ehemalige landwirtschaftliche Besitz der Familie Chateauvieux. Ein Weiler, der uns erneut ins Staunen versetzt. Es blüht zwar noch nicht allzu viel – Frühling eben –, doch die Anlage ist liebevoll gestaltet. Wir verbringen dort den halben Tag.

Das Herrenhaus kann besichtigt werden, und der Rundgang führt an einem Seerosenteich vorbei, durch ein Gewächshaus und verschiedene Haine: Palmen, Sukkulenten, Bambusarten. Es duftet blumig und würzig – betörend.

Auf dem Boden liegen einige herabgefallene Nester der Webervögel – wahre Kunstwerke, was diese kleinen Tiere schaffen! In den Bäumen hängen noch viele weitere, und überall zwitschert es.

Eine Wachtelmutter läuft mit ihren winzigen Küken durch den Garten. Von uns aufgeschreckt, verliert sie kurz eines, plustert sich auf – und findet ihre Kleinen wieder. So rührend anzusehen.

Zum Mittag bleiben wir im Botanischen Garten und genießen lokale Spezialitäten: Oktopussalat mit Papayastreifen, Ente mit Oliven und Reis. Köstlich. Wir lassen uns Zeit – und bald beginnt es zu regnen.

Gesättigt fahren wir weiter zur Küste, nach St. Leu – einem Surferort mit kleinem Hafen. Wir spazieren am Strand entlang. Die Regenwolken hängen noch über den Bergen, doch am Meer ist es heller – und heute ziemlich schwül.

Unser Ziel ist Saint-Gilles-les-Bains, also halten wir uns nicht lange auf. Nur ein kurzer Abstecher an den Strand von Trois Bassins: steinig und deutlich rauer.

Saint-Gilles-les-Bains wird das St. Tropez Réunions genannt – hat mir schon früher nicht gefallen. Zu künstlich, zu touristisch. Ein Restaurant reiht sich ans nächste, die Häuser wirken durch und durch auf Urlauber zugeschnitten. Ursprünglichkeit? Kaum noch zu finden – wenn es sie je gab.

Der Strand Roches Noires ist ein reiner Sandstrand, kaum Steine, nicht sehr groß. Keine schützende Lagune – die Wellen brechen ungehindert herein. Ein dichtes Haifischschutznetz grenzt den Badebereich ab. Ich erinnere mich: Vor ein paar Jahren fuhr hier noch ein Patrouillenboot regelmäßig auf und ab.

Wir fahren zurück nach Ermitage, spazieren noch einmal die Strandpromenade entlang – wieder ist kaum etwas los. Alle zieht es an den Strand, zur Golden Hour. Wir gönnen uns eine Kugel Eis (die erste auf dieser Reise) und ein Dodo-Bier, lassen uns im Sand nieder, genießen den wundervollen Sonnenuntergang und springen noch einmal ins Wasser.

Und das am 23. Oktober – während zu Hause die Temperaturen schon gegen null gehen. Ich möchte die Zeit anhalten. Es ist so unglaublich hier. Paradies pur!

A day in Paradise without the backpack

Today, for once, without hiking boots and backpack.

We finally wanted to explore the area nearby – we don’t really know the village of Colimaçon yet, and we haven’t been to St. Leu either.

We treated ourselves to a small breakfast on the forecourt of the cemetery, where several stalls are set up – fruit, vegetables, all sorts of things, a pizzeria, and a snack bar. The place looks a bit shabby, but it has its charm – and even a toilet. As long as smoke from some private trash burning doesn’t drift across the square, you can actually feel quite comfortable there.

A coffee and a pain au chocolat (chocolate roll) are enough to start the day and head out exploring. The sun is shining.

First stop: the cemetery.

It’s always fascinating to see how different cultures honor their dead. Here on Réunion, every family has its own walled grave site. Incredible how colorful the cemetery is! And the plants grow and flourish – even basil, rosemary, and other herbs. There are a few artificial flowers too, but most graves look like small gardens. There’s even a separate section belonging to one family – the Famille Chateauvieux – about whom one can learn more.

We cross the cemetery and reach a small stone church that’s open to visitors. Above it, countless paragliders circle in the sky. I can’t help wondering how they manage not to bump into each other …

The church itself is a real little gem: beautiful stained-glass windows, bright and simple, not as gaudy as churches in France sometimes are.

Next to it lies Réunion’s botanical garden – Mascarin – once the agricultural estate of the Chateauvieux family. A hamlet that fills us with wonder yet again. Not much is in bloom – springtime – but the gardens are laid out with such care. We spend half the day there.

The manor house can be visited, and the walking route leads past a pond full of water lilies, through a greenhouse, and on through various groves – palms, succulents, bamboo. The air smells floral and spicy – intoxicating.

On the ground lie a few fallen weaverbird nests – tiny works of art! Others hang from the trees, and everywhere birds are chirping.

A mother quail scurries through the garden with her tiny chicks. Startled by us, she loses sight of one, puffs herself up – and soon finds them all again. So adorable to watch.

We stay for lunch in the botanical garden and enjoy local food: octopus salad with papaya strips, duck with olives and rice. Delicious. We take our time – and then the rain begins.

Well-fed, we continue by car to the coast – to St. Leu, a surfers’ spot with a small harbor. We stroll along the beach. The rain clouds still cling to the mountains, but down by the sea it’s brighter – and today rather humid.

Our goal is Saint-Gilles-les-Bains, so we don’t linger. Just a short stop at the beach of Trois Bassins: rocky and much rougher.

Saint-Gilles-les-Bains is known as the St. Tropez of Réunion – and I didn’t like it back then either. Too artificial, too touristy. One restaurant next to the other, houses built purely for vacationers. Hardly anything authentic left – if there ever was.

The beach Roches Noires is a pure sandy beach, hardly any stones, not very big. There’s no protective lagoon, so the waves crash in freely. A dense shark-protection net marks the swimming area. I remember that a few years ago, a patrol boat used to cruise back and forth here.

We drive back to Ermitage and walk along the promenade once more – again, not much going on. Everyone is drawn to the beach, attracted by the golden hour. We treat ourselves to an ice cream (the first of this trip) and a Dodo beer, sit down in the sand, enjoy a breathtaking sunset, and take another swim.

And that on October 23rd – while back home temperatures are already heading toward zero.

I wish I could stop time. It’s so unreal here. Pure paradise!

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